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Aus der Nische in den Markt:
ginkoo entwickelte Kooperationsmodelle für Landschaftsschutz und Ökolandbau.
Laufzeit: September 2014 bis Dezember 2019
Das Team des Verbundprojekts ginkoo erforschte, wie sich neue Ideen nachhaltiger Landnutzung in die Praxis umsetzen und dauerhaft etablieren lassen.
Das Ziel von ginkoo war es, ein Innovationsmanagement für diesen Prozess – von der Nachhaltigkeitsidee bis zur Umsetzung mit verschiedenen Akteuren – zu entwickeln. Es soll branchenübergreifend einsetzbar sein. Zwei Beispiele dienten als Modellprojekte. Sie wurden analysiert und begleitet, um anschließend aus den gesammelten Erkenntnissen das Innovationsmanagementmodell zu entwickeln.
Das erste Beispiel, das Regionalprojekt „ei care“, befasste sich mit sogenannten Zweinutzungshühnern. Diese spezielle Hühnerrasse liefert sowohl Eier als auch Fleisch. Herkömmliche Hühnerrassen hingegen sind auf den alleinigen Nutzen als Ei- oder Fleischlieferanten optimiert. Die Zweinutzungshühner sind preisgekrönt, jetzt sollen sie auch für den größeren Markt etabliert werden.
Das zweite Projekt unterstützte die Pflege der einzigartigen Kulturlandschaft im brandenburgischen Spreewald. Dortige Niedermoorstandorte prägen die kulturhistorische Landschaft. Allerdings sind die traditionellen Formen der Bewirtschaftung auf Feuchtwiesen für Landwirte unrentabel geworden. Ohne angepasste Pflege verliert die Landschaft ihren einzigartigen Charakter. Das könnte Auswirkungen auf die Biodiversität und langfristig sogar bis auf den Tourismus haben.
In der Innovationsgruppe ginkoo arbeiteten Vertreterinnen und Vertreter aus den Umwelt-, Sozial- und Innovationswissenschaften, der Landwirtschaft sowie Vertreter einer Beratungsgesellschaft und einer Landesbehörde zusammen.
Die Innovationsgruppe analysierte das Marktpotenzial, u.a. durch repräsentative Verbraucherbefragungen und das Einbeziehen von Handel und Gastronomie. Daraus wurden neue Bio-Produkte entwickelt. Zum Beispiel wurden Eier von jungen Hennen der Größenklasse S vermarktet, sogenannte S-Eier. Außerdem wurden für das Fleisch neue Absatzmärkte in der (Spitzen-) Gastronomie erschlossen. Für den Naturkostfachhandel und den Biosupermarkt wurde das Bestellsystem für Frischfleisch verbessert und Tiefkühlteilstücke als Produkt entwickelt und eingeführt.
Landwirte entwickelten aus ihrem Wissen zur Haltung von Zweinutzungshühnern zukunftsfähige ökologische Betriebsmodelle. Aber auch Verbraucher benötigen Informationen, um Zweinutzungsprodukte zu verstehen und zu erkennen. Daher wurde die Homepage von ‚ei care‘ informativer gestaltet. Umfassend erhalten Kunden nun Informationen über die Erzeuger, die Produktionsbedingungen und die Tiere selbst. In einem Workshop entwarfen Studierende zudem Marketingprodukte rund um das Zweinutzungshuhn – von Postkartengeschichten, Spielen bis zu Filmen.
Im Alltag geht im Supermarkt die Idee des Zweinutzungshuhns schnell unter – daher entwickelten und testeten Wissenschaft und Praxis ein eigenes Verkaufsregal, das sowohl die Eier als auch das Fleisch darbietet. Das „ei care“-Regal kann im Naturkost- und Einzelhandel sowie auf Messen eingesetzt werden.
Eine Kooperation an der HU Berlin zwischen dem IRI THESys, dem Excellenzcluster BildWissenGestaltung und der Marktgesellschaft der Naturlandbauern AG im Rahmen des ginkoo Projektes
Idee: Dr. Bettina König und Dr. Beate Richter
Umsetzung: Beate Richter, Julia Blumenthal, Johannes Leo Berger, Dr. Bettina König, Ute Günster
Die Erkenntnisse zur Etablierung des Zweinutzungsansatzes wurden in einem Bericht zusammengefasst. Damit erhalten auch andere Koordinator*innen und Projektleiter*innen Anregungen, wie Innovationsprozesse über Wertschöpfungsketten hinweg organisiert werden können.
Ginkoo begleitete u.a. die Göritzer Agrar GmbH, die mit dem Schnittgut der Landschaftspflege eine Energieanlage als Pilotprojekt betreibt. Die Erzeugung von Wärme für den landwirtschaftlichen Betrieb ist ein wichtiger erster Schritt für tragfähige Verwertungskonzepte von Produkten der Landschaftspflege.
Wie die Interessen der Anwohner und des Tourismus mit einer nachhaltigen Kulturlandschaftspflege verbunden werden können, wurde ebenfalls untersucht. Als verbindende Elemente wurden Finanzierungsinstrumente und Öffentlichkeitsarbeit für die Kulturlandschaftspflege untersucht und gemeinsam mit Akteuren des Spreewalds (weiter-)entwickelt und getestet. Die Erkenntnisse aus diesem Teil der transdisziplinären Zusammenarbeit flossen in das Managementkonzept ein.
Darüber hinaus entwickelte das Team von ginkoo für das Biosphärenreservat Spreewald kreative Marketing- und Finanzierungsideen - zum Beispiel den Spendenschober. Bei zahlreichen Partnern der Spreewaldstiftung, wie z.B. Kahnfährfrauen und –männern sowie öffentlichen Einrichtungen der Spreewaldregion, steht seit 2018 eine Spendenbox in Form des traditionellen Spreewald-Heuschobers. Die Spendenerträge fließen in konkrete Projekte der Stiftung ein, wie die Pflege der Spreewälder Feuchtwiesen.
Weiterführende Informationen finden Sie in unseren Broschüren:
Der von ginkoo erstellte Innovationsnavigator ist eine Toolbox für die Entwicklung nachhaltiger Innovationen. Die darin enthaltenen Instrumente unterstützen dabei, effizient miteinander zu kooperieren, sich über nachhaltige Lösungen zu verständigen und die Akzeptanz für die Innovation zu erhöhen. Damit können Koordinator*innen von Projekten, Clustern oder Regionen ihren Innovationsprozess reflektieren, planen, diskutieren und organisieren.
Der ginkoo Abschlussbericht präsentiert alle wichtigen Erkenntnisse und Erfahrungen des Forschungsprojektes in drei Teilen. Er richtet sich an Koordinator*innen, welche die Entwicklung von innovativen Lösungen in anderen Kulturlandschaften, Biosphärenreservaten, Schutzgebieten oder Ökomodellregionen in Zukunft innovations- und nachhaltigkeitsorientiert organisieren wollen.
Wesentlicher Bestandteil des ginkoo-Innovationsmanagements waren auch Verfahren, wie sich Kooperationen zwischen den unterschiedlichen Beteiligten – beispielsweise den landwirtschaftlichen Erzeugern und Handel; Landwirten und Naturschützern – initiieren und dauerhaft etablieren lassen.
Weiterführende Informationen finden Sie in unseren Broschüren zur:
Humboldt-Universität zu Berlin
IRI THESys
Friedrichstraße 191
10117 Berlin
bettina.koenig@agrar.hu-berlin.de