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Innovative Konzepte für die regionale Energiewende:
INOLA arbeitete an einem nachhaltigen Land- und Energiemanagement auf regionaler Ebene.
Laufzeit: Oktober 2014 bis Dezember 2019
Das INOLA-Verbundprojekt begleitete die bayerische Region Oberland bei der Umsetzung ihres Ziels: Eine Energieversorgung ausschließlich aus erneuerbaren Energien, ab dem Jahr 2035.
Die Herausforderungen dabei: Ein nachhaltiges Energiesystem gestalten, das zugleich land- und ressourcenschonend ist sowie die Akzeptanz der Bevölkerung berücksichtigt.
Das bayerische Oberland ist eine wachsende Region mit starker Wirtschaft und einem ausgeprägten Tourismus. Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen wird in den kommenden 20 Jahren stark zunehmen. Die Region besitzt ein großes Potential für die Erzeugung erneuerbarer Energien, welches bisher nur unzureichend ausgeschöpft wird.
Das Ziel von INOLA sind auf die Region zugeschnittene, neue Werkzeuge und Konzepte für eine regional akzeptierte Energiewende. Dazu wurden partizipative Ansätze und technischen Lösungen kombiniert.
In der Innovationsgruppe INOLA arbeiteten Vertreterinnen und Vertreter aus Natur-, Sozial- und Ingenieurwissenschaften, einer regionalen Bürgerstiftung sowie eines Stromversorgers zusammen.
INOLA war ein Kooperationsprojekt zwischen Wissenschaft und Praxis mit vielen regionalen Akteuren. Gemeinsam mit drei Landkreisen, deren Bürger*innen und Unternehmen sowie der Bürgerstiftung „Energiewende Oberland“ arbeitete INOLA an einer zukunftsfähigen Energiewende.
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Die INOLA Modellregion Oberland besteht aus den drei oberbayrischen Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach sowie Weilheim-Schongau im südlichen Stadt-Umland-Bereich der Metropolregion München.
INOLA in oberlandALTERNATIV (Mai 2017). Hier finden Sie die digitale Version des aktuellen Artikels.
INOLA Auftaktveranstaltung in Bad Tölz am 28. April 2015.
INOLA diskutierte mit Expert*innen mögliche Energiepfade für das Oberland (Juli 2019).
INOLA auf der Zugspitze: Ziel des Treffens war die Verstärkung der landkreisübergreifenden Zusammenarbeit bei Klimaschutz und Energiewende (September 2018).
In einem ersten Schritt untersuchte das Team von INOLA die gegenwärtige Landnutzung des Oberlandes anhand umfangreicher Daten. Auch bereits existierende Energieanlagen wurden räumlich verortet. Damit entstand eine gänzlich neue Datengrundlage für die Region.
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Zwischen den einzelnen Landkreisen gibt es beim Bestand an Erneuerbaren Energien-Anlagen erhebliche Unterschiede.
Im Jahr 2016 wurden in der Region etwa 50 % des Stromverbrauchs über Erneuerbare Energien (EE) bereitgestellt. Wasserkraftnutzung spielt hier die größte Rolle. Bei der Wärme werden aktuell lediglich knapp 21 % durch EE gedeckt. Bioenergie spielt dabei die wichtigste Rolle.
Im Jahr 2014 bestehende Erneuerbare Energien-Anlagen in den Landkreisen Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach nach Anlagentyp und ihrer räumlichen Verteilung.
Ab 2012 kam es im Oberland - wie auch in ganz Deutschland - zu einem Einbruch beim jährlichen Zubau von PV-Anlagen. Dieser Einbruch kann auf die Veränderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz zurückgeführt werden.
In einem zweiten Schritt wurde geprüft, wie die Region das selbst gesteckte Ziel erreichen kann, die Energieversorgung bis zum Jahr 2035 ausschließlich aus erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Die Potenzialanalyse zeigt, dass eine Versorgung mit Strom aus regionalen, regenerativen Quellen möglich ist. Bei der Wärme lässt sich nur durch eine Erhöhung der Energieeffizienz und der Einsparung von Energie (z.B. durch energetische Sanierung des Gebäudebestandes) eine Versorgung auf Basis erneuerbarer Energien erreichen.
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Kann die Wasserkraft im Oberland noch ausgebaut werden?
Wie hoch ist das naturräumliche Windkraftpotenzial im Oberland?
Wie viel Energie können über Solarenergie in der Region gedeckt werden?
Photovoltaik (PV) auf Freiflächen birgt mit Abstand die größten Potenziale. Das Potenzial für Windkraft ist aufgrund der derzeit geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen nur gering.
Das größte Potenzial bergen siedlungsnahe Freiflächen-Solarthermie-Anlagen. Allerdings existiert bislang keine Anlage dieser Art in der Region.
Einfluss des Regionalplans sowie der pauschalen Abstandsregel 10-H auf das Windkraftpotenzial in der Region.
Fast 90 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden sollen.
Die höchste Zustimmung erreichen die Wasserkraft sowie PV-Anlagen auf Dächern. Die in der Region stark kontrovers diskutierte Windkraft ordnet sich im Mittelfeld ein.
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Eine Befragung von 342 Bürgerinnen und Bürgern in mehreren Gemeinden der Region ergab eine hohe Akzeptanz. Solar- und Wasseranlagen stehen im Bevölkerungsranking auf den ersten beiden Plätzen.
In zahlreichen Workshops entwickelten über 60 regionale Expert*innen gemeinsam mit Wissenschaftler*innen „Zukunftsbilder“‘ für die Bereiche Energie, Wohnen, Bevölkerung, Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus. Diese wurden in drei Veranstaltungen mit über 100 interessierten Bürger*innen diskutiert.
Es zeigte sich ein Gegensatz von Wunsch zu Erwartung: Die Menschen vor Ort präferieren ein Zukunftsbild mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit. Für wahrscheinlich halten die meisten jedoch eine Fortsetzung bestehender Trends, die den Umstieg auf Erneuerbare Energien erschweren.
Vier mögliche Zukunftsbilder wurden für die Region Oberland für das Jahr 2045 erarbeitet. Sie waren das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis. Anhand dieser Szenarien konnten die Teilnehmer*innen besonders relevante, zukünftige Einflussfaktoren und Entwicklungen für das eigene Umfeld bestimmen und gemeinsam geeignete Maßnahmen erarbeiten, um ein Zukunftsbild zu erreichen oder zu verhindern.
Ein Ergebnis von INOLA war die Analyse des Entwicklungspfades der Region hin zu einem möglichst nachhaltigen und zukunftsfähigen Energie- und Landnutzungssystem. Die Analyse wurde mit den Akteuren und der Bevölkerung des Oberlandes gemeinsam durchgeführt. Hierzu wurde ein Simulationswerkzeug entwickelt, das zur Konsens- und Entscheidungsfindung beiträgt.
Das Projekt INOLA hat mit Hilfe seines „Konsens-Tools“ zwei Ausbauoptionen simuliert, wie die Region 100 % des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien decken kann. Hier gibt es keinen Königsweg: um 100 % Erneuerbare Energien zu erreichen, muss jede einzelne Erneuerbare-Energien-Technologie ihren Beitrag leisten.
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Um das Ziel 100 % EE beim Strom bis 2035 erreichen zu können, ist ein hoher Zubau an PV-Anlagen notwendig. Bei der Ausbauoption Dachflächen-PV müsste der jährliche Anlagenzubau ab 2020 wieder auf das historische Hoch von 2010 steigen und dieses Niveau für mindestens 15 Jahre halten. Und: ganz ohne Windkraft kann die Region ihr Ziel nicht erreichen.
Um das Ziel 100 % EE beim Strom bis 2035 erreichen zu können, ist ein hoher Zubau an PV-Anlagen notwendig. Bei der Ausbauoption Dachflächen-PV müsste der jährliche Anlagenzubau ab 2020 wieder auf das historische Hoch von 2010 steigen und dieses Niveau für mindestens 15 Jahre halten. Und: ganz ohne Windkraft kann die Region ihr Ziel nicht erreichen.
Mit dem „INOLA-Konsenstool“ wurde auch simuliert, wie sich der Strom- und Wärmebedarf sowie die Energieproduktion durch EE-Technologien im Oberland unter verschiedenen sozioökonomischen und naturräumlichen Rahmenbedingungen entwickeln könnten. Zudem wurden die Wertschöpfung und die Beschäftigung ermittelt, die mit den einzelnen Ausbaupfaden verbunden sind.
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Der Vergleich der simulierten Ausbauoptionen zeigt mit welchem Technologiemix die höchsten Deckungsgrade erreichbar sind.
Die Simulation der Wärmeproduktion zeigte, dass ein echter Fortschritt bei der Wärme nur bei hohen Sanierungsquoten und einem konsequenten Heizungstausch zugunsten von Erneuerbaren Energien erreichbar ist.
Die Simulationen zeigten die großen wirtschaftlichen Chancen für die Region beim konsequenten Ausbau von Erneuerbaren Energien. Der hohe Bedarf an Fachkräften könnte sich allerdings auch als Hürde für die Umsetzung der Energiewende erweisen. Hier müsste durch gezielte Nachwuchsförderung gegengesteuert werden.
Energieeffizienz und Klimaschutz gewinnen in der städtebaulichen Entwicklung von Gemeinden an Bedeutung. INOLA erarbeitete gemeinsam mit dem Landkreis Miesbach für den Bereich der Bauleitplanung Informationen und Checklisten, wie eine Energiewende durch die Verwaltung gefördert werden kann.
INOLA beteiligte sich vielseitig an der Einbeziehung der regionalen Bevölkerung. Zusammen mit der Bürgerstiftung „Energiewende Oberland“ veranstaltete INOLA Info-Kampagnen, zum Beispiel zum Thema Energetische Gebäudesanierung, erstellte Infobroschüren sowie Konzepte für Infoabende und Exkursionen zum Thema regionale Energiewende.
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Kampagne "Energiewende made im Oberland“. Die Kampagne richtete sich an BürgerInnen zur Information über die vielfältigen Möglichkeiten der Energiewende im Oberland (2017).
Stromsparoffensive für private Haushalte mit dem Ziel den Stromverbrauch zu analysieren, dokumentieren und drastisch zu reduzieren
Wanderausstellung "Erneuerbare Energien im Oberland".
Das Innovationskonzept besteht aus drei Teilen: Den INOLA-Produkten, dem regionalen Handlungskonzept "Energiewende gemeinsam gestalten" und einem Prozessleitfaden, der auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus dem INOLA Projekt, hervorgegangen ist. Der Leitfaden stellt die methodischen Schritte des INOLA-Projektes dar und bietet einen umfangreichen Werkzeugkasten, wie regionale Energiewendeprozesse gestaltet werden können. Er richtet sich an Klimaschutzmanager*innen und Verwaltungsmitarbeiter*innen, die sich mit Energiewendethemen beschäftigen sowie an Beratungsagenturen, die Regionen bei der Energiewende begleiten und unterstützen. Auch für transdisziplinäre Projektgruppen, die im Bereich nachhaltiges Landmanagement und Energiesysteme arbeiten, enthält der Leitfaden viele praktische Hinweise.
Der Kreistag des Landkreises Garmisch-Partenkirchen stimmte am 14.10.2016 einem Beitritt zur Energiewende Oberland zu und wandelt seine bisher passive Mitgliedschaft in eine aktive um. Damit ist die gesamte Planungsregion 17 beim Thema Klimaschutz und Energiewende vereint. Das Einzugsgebiet der Energiewende Oberland umfasst somit ab dem 1. Januar 2017 insgesamt 3.956 km² mit rund 440.000 Einwohnern (2015) in 94 Städten, Märkten und Gemeinden.
Josef Kellner (Vorsitzender des Vorstands, links im Bild) und Stefan Drexlmeier (Leiter der Geschäftsstelle Energiewende Oberland, rechts im Bild) hissen die EWO-Fahne im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.
Ludwig-Maximilians-Universität München, Department für Geographie
Luisenstraße 37
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T | +49 (0)89 2180-4177
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