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Kulturlandschaften schützen und als Wert etablieren:
stadt PARTHE land erarbeitete ein Management für Stadt und Land.
Laufzeit: September 2014 bis November 2019
Der Titel der Innovationsgruppe "stadt PARTHE land" ist programmatisch: Er stellt den Fluss Parthe im Nordosten Leipzigs als verbindendes Element von Stadt und Umland dar. Die umliegende Parthenaue soll als Kulturlandschaft von Stadt und Land erhalten bleiben.
Die Innovationsgruppe setzte sich zum Ziel, ein Kulturlandschaftsmanagement für die Parthenaue zu erarbeiten, das unterschiedliche Akteure und Interessen aus Stadt und Umland verbindet. Die Wertschätzung der Landschaft und regionale Wertschöpfungsketten sollten gefördert werden. Zugleich wurde an einem Konzept gearbeitet, das auch auf andere Regionen übertragbar ist.
Das Partheland reicht entlang des Flusses vom dicht bebauten Zentrum Leipzigs bis in das ländliche Umland. Die Flussaue ist mit ihren Wiesen, Wäldern und Parks ein wichtiger Erholungsraum für die Bevölkerung und ein Rückzugsraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Durch das wachsende Leipzig steht die Parthenaue unter starkem Veränderungsdruck.
In der Innovationsgruppe stadtPARTHEland arbeiteten Vertreterinnen und Vertreter aus der Landschaftsplanung, Kultur- und Naturwissenschaft, der Stadtverwaltung, der Bürgerschaft und eines regionalen Zweckverbandes zusammen.
Das Team von stadt PARTHE land entwickelte aus den Erkenntnissen des Projektes heraus einen Ordnungsvorschlag für das Management von Kulturlandschaften, der auch auf andere Regionen übertragbar ist. Die Begriffe Makeln, Bewirtschaften und Zeigen umschreiben die Aktivitäten zum Schutz, zur Pflege, zur Entwicklung und Inwertsetzung von Kulturlandschaften.
Makeln umfasst sämtliche Aktivitäten des Aushandelns kulturlandschaftlicher Zusammenarbeit. Als Makler agiert das Kulturlandschaftsmanagement zwischen den Einzelinteressen von Eigentümern, Bewirtschaftern, Fachbehörden und engagierter Bürgerschaft. Zu seinen Aufgaben gehört es, sowohl als Vermittler aufzutreten um Kompromisse zu erwirken, wie auch beratend und unterstützend tätig zu sein.
„Rezepte“ für die Region wurden im Format der “Parthelandküchen” - den zentralen Veranstaltungen - entwickelt. Die Veranstaltungen verbanden Fachgespräche und Weiterbildung mit Kulinarik. Gekocht und gegessen wurden dabei Gerichte aus den Zutaten des Parthelandes. Entstanden sind in den "Küchen" u.a. Kooperationen für den Erhalt der Parthenaue.
Landschaftspflege findet häufig im kleinen Maßstab statt – häufig zu klein für die großdimensionierten Verwertungswege der Landwirtschaft. Zur Förderung der Wanderschäferei wurde daher ein Patenschaftsprogramm initiiert, das in den letzten drei Jahren verstetigt wurde. Die Patinnen und Paten sind dabei gleichzeitig Fleischabnehmer.
Ein erfolgreiches Kulturlandschaftsmanagement sollte selbst die Ressourcen in der Landschaft bewirtschaften. Diese Ressourcen können sehr unterschiedlich sein: Eigene, bewirtschaftete Flächen oder Biomasse aus der Landschaft. Beispielhaft führte das Projekt Maßnahmen zu Naturschutz und Grünlandpflege in der Parthenaue durch. Zur Erhöhung der Artenvielfalt in den Parthewiesen wurden hierzu städtische Biotope als Samenspender genutzt.
Das Forscherteam verdeutlichte den hohen Wert der Biotopflächenpflege durch das Kulturlandschaftsmanagement. Im Partheland sind das naturschutzfachlich sehr wertvolle Wiesenflächen. Das Bewirtschaften dient auch als wichtige Erkenntnisgrundlage für das Makeln und Zeigen.
In stadt PARTHE land wurde modellhaft untersucht, unter welchen Bedingungen Ausgleichsflächen für Naturschutz in die landwirtschaftliche Produktion integriert werden können. Mittels Wildblumen und Kräutern entstehen beispielsweise wertvolle Lebensräume für Insekten und Kleintiere – in Nachbarschaft zu Getreide oder Gemüsepflanzen.
Das Kulturlandschaftsmanagement sollte zeigen, was die Landschaft auszeichnet und was mit ihr geschieht. Es sollte beinhalten, dass sich möglichst viele Menschen mit ihrer Landschaft befassen, ihre Schönheit bewerten, ihr Arteninventar kennen, Veränderungen wahrnehmen und ihre zweckmäßige Nutzung befördern. Das Projekt realisierte eine Vielfalt unterschiedlicher Formate, welche die Kommunikation über das Partheland ermöglichten.
Das Projekt machte das Partheland für alle Menschen erlebbarer. Es erstellte dazu u.a. Exkursionsführer, Audioguides, Entdeckerkarten und die Webseite partheland.info. Der Literaturband „Stadt Land Flüsschen“ vereint 32 Porträts von Menschen und deren Verbindung zum Partheland. Er bildete die Grundlage für viele interaktive Kommunikationsformate.
Die wichtigsten Erkenntnisse und daraus resultierende Schlussfolgerungen und Empfehlungen für das Kulturlandschaftsmanagement im Partheland werden in dem Innovationskonzept von stadtPARTHEland beschrieben.
Im integrierten Stadtentwicklungskonzept "Leipzig 2030" bekommen die Parthenaue und ihr Erhalt eine höhere Bedeutung. Auch eine Interessengemeinschaft „Obst“ hat sich bereits gegründet, welche Obstbestände pflegt und neue regionale Produkte fördert.
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Ein Ergebnis von stadtPARTHEland ist die Gründung des ersten Stadt-Land-Landschaftspflegeverbands (LPV) für den Landkreis und die Stadt Leipzig. Der am 14.11.2019 gegründete Verein hat den Zweck die nachhaltige Landnutzung in der Stadt und dem Landkreis Leipzig zu fördern.
Technische Universität Dresden
Fakultät Architektur, Institut für Landschaftsarchitektur
01062 Dresden